Piraterie-Markt 2025 unter Druck: Weniger Einnahmen, sinkender Suchtraffic und eine wachsende Flotte an Spiegel-Domains

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Die Monetarisierung piratisierter Videoinhalte gerät weiter ins Stocken: Laut F6 sind die aggregierten Umsätze illegaler Videoplattformen im ersten Halbjahr 2025 um 14,5 % gegenüber 2024 zurückgegangen und liegen bei 16,6 Mio. US-Dollar. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 beträgt der Rückgang sogar 26,5 %. Damit setzt sich der Abwärtstrend bei der Monetarisierung im sechsten Jahr in Folge fort.

Weniger Suchtraffic, strukturelle Verschiebungen im Nutzerverhalten

F6 führt die Umsatzdynamik auf drei Treiber zurück: Nutzerbedarf, Wirksamkeit von Anti-Piraterie-Maßnahmen und Werbeökonomie (CPM). Entscheidend: Der Traffic aus Suchmaschinen auf Piraterieseiten ist im Halbjahresvergleich um 13,9 % gefallen. Das korreliert mit dem Wachstum legaler Streaming-Angebote und mit der geringeren Sichtbarkeit illegaler Treffer infolge beschleunigter Moderation, Deindexierung und Netzsperren.

Diese Entwicklung passt zu externen Beobachtungen: Große Suchmaschinen werten Seiten mit wiederholten Urheberrechtsverstößen seit Jahren algorithmisch ab, und Rechteinhaber setzen verstärkt auf standardisierte Takedown-Prozesse. Studien von EUIPO/OECD dokumentieren zudem einen langfristigen Rückgang des Konsums illegaler Inhalte in mehreren europäischen Märkten, was die Attraktivität der Angebotsseite schwächt.

Werbung verliert an Wert: CPM driftet weiter nach unten

Die Werbeerlöse auf Piraterieseiten dünnen aus. Der durchschnittliche CPM im H1/2025 lag bei 3,11 US-Dollar0,6 % unter 2024 und 2,2 % unter 2023. Ursache ist eine konsequentere Brand-Safety-Praxis: Adtech-Plattformen schließen „grauen“ Traffic stärker aus, nutzen ads.txt, sellers.json und Supply-Path-Optimierung, wodurch intransparente Inventarquellen verdrängt werden. Das reduziert die Nachfrage nach Werbeplätzen auf illegalen Seiten und drückt die Preise.

Domaingestützte Resilienz: Spiegel-Infrastruktur wächst trotz Einnahmeflaute

Trotz schrumpfender Erlöse bauen Piraten ihre Infrastruktur aus. Im ersten Halbjahr 2025 wurden 79.000 Domains für neue Spiegel registriert – ein Zuwachs von 27,4 % gegenüber dem Vorjahr und bereits das dritte Wachstumsjahr in Folge. Diese „Domänen-Flotten“ dienen als Ausweichpisten gegen dynamische Sperren und beschleunigte Deindexierung.

Distribution verlagert sich auf eigenkontrollierte Websites

Die Linkverteilung konzentriert sich zunehmend auf eigene Sites: 2025 entfallen 98,4 % aller Distributionskanäle illegaler Videos auf dedizierte Piraterieseiten. Der Anteil sozialer Netzwerke, Messenger und Videohostings schrumpfte auf 1,6 % – nach 12,1 % in 2023. Gründe sind kürzere Halbwertszeiten öffentlicher Plattformen (schnelle Löschung nach Beschwerden) und die höhere operative Beweglichkeit eigener Domains mitsamt flexiblem Hosting.

Umgehungstaktiken: schnelle Rotation und Verschleierung des Traffics

Angreifer beschleunigen die Rotation von Spiegeln und Domains, verteilen Registrierungen über verschiedene Registrare und Jurisdiktionen und nutzen Redirects sowie Cloaking, um Herkunft und Muster des Traffics gegenüber Moderation und Erkennungssystemen zu verschleiern. Diese Taktiken erhöhen nicht die Einnahmen, verlängern aber den Lebenszyklus einzelner Kopien und erschweren punktuelle Abschaltungen.

Warum die Monetarisierung seit sechs Jahren erodiert

Der langfristige Druck speist sich aus gereiften Content-Fingerprinting-Systemen, schnelleren gerichtlichen und außergerichtlichen Sperrverfahren, kuratierten Blocklisten in Adplattformen und strengeren Prüfprozessen. Zusammengenommen erhöhen sie das Risiko, senken die Margen und verteuern den Betrieb der Spiegel-Infrastruktur. Praxisbeispiele reichen von DNS-/IP-basierten Netzsperren über Registrar-Takedowns bis hin zu wirksamem Wasserzeicheneinsatz in Premium-Inhalten.

Einordnung und Maßnahmen: Was jetzt wirkt

Die F6-Zahlen deuten auf eine klare Strategie hin: Sichtbarkeit nehmen, Werbenachfrage kappen, Betriebskosten erhöhen. Rechteinhaber und Plattformen erzielen Fortschritte, wenn sie automatisiertes Monitoring, schnelle Eskalation bis auf Registrar-/Hoster-Ebene, konsequente Brand-Safety-Richtlinien und die Koordination mit Suchmaschinen nahtlos verzahnen. Ergänzend stärken ML-gestützte Linkgraph-Analysen und Cluster-Erkennung (z. B. bei WHOIS-/DNS-Merkmalen) die Identifizierung von Spiegeln.

Praktisch bewährt haben sich zudem Blocklist-Sharing zwischen Adnetzwerken, die strikte Durchsetzung von ads.txt und die aktive Sperrung bekannter Pirateriedomains im Bidding. Auf Inhaltsseite erhöhen robuste Wasserzeichen die Rückverfolgbarkeit von Leaks, während schnellere Rechte-Durchsetzung die Verweildauer illegaler Kopien reduziert – und damit den CPM weiter unter Druck setzt.

Die Nachfrage nach illegalen Inhalten bleibt zwar vorhanden – befeuert durch Katalog-Fragmentierung und regionale Verfügbarkeitslücken –, doch die zugrunde liegende Ökonomie verschlechtert sich. Wer seine Cyberabwehr stärken will, sollte jetzt in skalierbare Automatisierung, verlässliche Threat-Intelligence-Feeds, rechtskonforme Schnellverfahren und eng abgestimmte Partnerschaften mit Suchmaschinen, Registraren und Adtech-Anbietern investieren. Das beschleunigt die Marktbereinigung und reduziert den finanziellen Anreiz für Piraterie messbar.

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