Cyberkriminelle entwickeln kontinuierlich neue Methoden, um Nutzer zu täuschen und Schadsoftware zu verbreiten. Der Sicherheitsforscher mr.d0x hat kürzlich eine raffinierte Angriffstechnik namens FileFix vorgestellt, die eine Weiterentwicklung der bereits bekannten ClickFix-Attacken darstellt. Diese innovative Bedrohung nutzt geschickt den vertrauten Windows Explorer, um Anwender zur Ausführung schädlicher Befehle zu verleiten.
Dramatischer Anstieg bei ClickFix-Angriffen
Die Grundlage für FileFix bilden Social Engineering-Techniken, die in den vergangenen Monaten eine besorgniserregende Entwicklung genommen haben. Laut aktuellen Daten des Sicherheitsunternehmens ESET ist die Nutzung von ClickFix-Methoden als initialer Angriffsvektor um 517% gestiegen – ein Zeitraum, der sich von der zweiten Jahreshälfte 2024 bis zur ersten Hälfte 2025 erstreckt.
Herkömmliche ClickFix-Angriffe funktionieren nach einem bewährten Schema: Opfer werden auf betrügerische Webseiten umgeleitet, wo sie unter verschiedenen Vorwänden dazu gebracht werden, schädliche PowerShell-Kommandos zu kopieren und auszuführen. Typische Szenarien umfassen gefälschte Browser-Fehlermeldungen oder manipulierte CAPTCHA-Aufforderungen.
Funktionsweise der FileFix-Angriffsmethode
FileFix behält die bewährten Grundprinzipien bei, setzt jedoch auf einen deutlich raffinierteren Täuschungsansatz. Anstatt auf die Kommandozeile zu setzen, nutzen Angreifer den Windows Explorer als vermeintlich sicheren Zugangspunkt. Diese Strategie erweist sich als besonders wirkungsvoll, da Nutzer dem Datei-Explorer grundsätzlich mehr vertrauen.
Der Angriff beginnt mit einer professionell gestalteten Phishing-Seite, die dem Nutzer vorgaukelt, Zugang zu einer wichtigen Datei zu erhalten. Um diese zu finden, wird das Opfer aufgefordert, einen bestimmten Pfad zu kopieren und in den Windows Explorer einzufügen.
Technische Umsetzung und Verschleierungstaktiken
Die betrügerische Webseite enthält eine Schaltfläche mit der Bezeichnung „Explorer öffnen“, die beim Anklicken zwei kritische Aktionen gleichzeitig ausführt: Sie startet den File Explorer über die Datei-Upload-Funktionalität und kopiert zeitgleich schädliche PowerShell-Befehle in die Zwischenablage des Systems.
Besonders perfide ist die Verschleierungstechnik der Cyberkriminellen. Sie fügen einen harmlosen Dateipfad als Kommentar in den PowerShell-Code ein, wodurch in der Adressleiste des Explorers nur der unverdächtige Pfad angezeigt wird, während der eigentliche Schadcode verborgen bleibt.
Schutzmaßnahmen gegen unbeabsichtigte Aktionen
Bei der Entwicklung von FileFix-Angriffen haben die Urheber ausgeklügelte Mechanismen implementiert, um versehentliche Dateiauswahlen zu verhindern. Der Code der Phishing-Seite enthält spezielle Routinen, die Datei-Upload-Aktionen blockieren, indem sie Auswahlvorgänge abfangen und sofort zurücksetzen.
Zusätzlich können Angreifer irreführende Warnmeldungen einblenden, die dem Opfer suggerieren, die Anweisungen nicht korrekt befolgt zu haben. Diese psychologische Manipulation ermutigt zu wiederholten Versuchen und erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit des Angriffs erheblich.
Plattformübergreifende Bedrohungslage
Obwohl FileFix-Attacken primär Windows-Nutzer ins Visier nehmen, dokumentieren Sicherheitsexperten bereits ähnliche Kampagnen gegen macOS- und Linux-Anwender. Diese Entwicklung unterstreicht die universelle Anwendbarkeit von Social Engineering-Prinzipien über Betriebssystemgrenzen hinweg.
Die Entstehung von FileFix verdeutlicht die kontinuierliche Evolution cyberkrimineller Methoden und deren Anpassung an veränderte Nutzergewohnheiten. Durch die Ausnutzung des vertrauten Explorer-Interfaces wirken diese Angriffe besonders glaubwürdig und reduzieren das Misstrauen potenzieller Opfer. Unternehmen und Privatanwender sollten daher ihre Awareness für neue Bedrohungsformen schärfen und kritisches Hinterfragen verdächtiger Webseiten kultivieren – insbesondere bei Aufforderungen zur Ausführung von Systembefehlen oder ungewöhnlichen Aktionen.