Die europäische Datenschutzorganisation NOYB (None Of Your Business) hat eine Beschwerde gegen Mozilla bei der österreichischen Datenschutzbehörde eingereicht. Der Vorwurf: Die neue Funktion „Privacy-Preserving Attribution“ (PPA) in Firefox ermögliche das Tracking von Nutzerverhalten im Internet – ohne deren Zustimmung.
Was ist Privacy-Preserving Attribution?
PPA wurde von Mozilla in Zusammenarbeit mit Meta entwickelt und im Februar 2022 angekündigt. Die Funktion ist seit Juli 2023 in Firefox 128 standardmäßig aktiviert. Laut Mozilla soll PPA eine datenschutzfreundliche Alternative zum herkömmlichen Cross-Site-Tracking darstellen. Ziel ist es, Werbetreibenden die Bewertung ihrer Kampagnen zu ermöglichen, ohne direkt Informationen über das Nutzerverhalten zu übermitteln.
Funktionsweise und Kritik
PPA ähnelt in seiner Konzeption dem inzwischen verworfenen Privacy Sandbox von Google. Es ersetzt Drittanbieter-Cookies durch eine Reihe von Browser-APIs, die Werbetreibende nutzen können, um Nutzerinteressen zu ermitteln und zielgerichtete Werbung zu schalten. NOYB argumentiert, dass Mozilla PPA entgegen seinem Namen zur Verfolgung des Nutzerverhaltens auf verschiedenen Websites einsetzt.
Hauptkritikpunkte von NOYB:
– PPA ermöglicht Firefox die Speicherung von Daten über Werbeinteraktionen der Nutzer
– Die Funktion wurde ohne Einwilligung der Nutzer aktiviert
– Die Verlagerung des Trackings in den Browser selbst könnte gegen die DSGVO verstoßen
Mozillas Stellungnahme
Mozilla betont, dass PPA die Privatsphäre verbessere, indem es die Werbewirksamkeit ohne Sammlung personenbezogener Daten auf einzelnen Websites messe. Gegenüber Bleeping Computer erklärte das Unternehmen: „Die aktuelle Iteration von PPA ist für begrenzte Tests nur innerhalb des Mozilla Developer Network vorgesehen. Es wurden keine Nutzerdaten erfasst oder übertragen.“
Implikationen für Datenschutz und digitale Werbung
Der Fall wirft wichtige Fragen zur Balance zwischen Datenschutz und den Anforderungen der digitalen Werbeindustrie auf. Während Technologieunternehmen nach Alternativen zu invasiven Tracking-Methoden suchen, bleiben Bedenken hinsichtlich der Transparenz und Nutzerautonomie bestehen. Die Entscheidung der Datenschutzbehörde könnte weitreichende Folgen für die Entwicklung von Privacy-Enhancing Technologies im Browserbereich haben.
Die Kontroverse um PPA unterstreicht die Notwendigkeit einer offenen Diskussion über Datenschutzpraktiken im digitalen Raum. Unternehmen müssen einen Weg finden, innovative Lösungen zu entwickeln, die sowohl den Bedürfnissen der Werbeindustrie als auch dem Recht der Nutzer auf Privatsphäre gerecht werden. Letztendlich wird der Erfolg solcher Initiativen von der Fähigkeit abhängen, Vertrauen aufzubauen und echte Kontrolle in die Hände der Nutzer zu legen.